Ich beobachte Autos in der Dämmerung. Ihre Konturen werden allmählich von der einfallenden Dunkelheit verschluckt. Nur eins sehe ich klar: ihr Licht. Das warnende Rot der Rücklichter und das wegweisende Weiß der Scheinwerfer. In der schwarzen Nacht werden sie das einzige sein, das man erkennen wird.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass da nicht mehr ist als diese Dunkelheit. Manchmal bereitet es mir Sorge, was um mich herum geschieht, und ich verzage daran. Doch immer wieder sehe ich sie: diese Lichtpunkte. Überall kann ich sie finden. Leuchtende Feuerwerke, kaum zu übersehen, und unscheinbare Funken, die fast unbemerkt aufblitzen. In diesen Momenten begreife ich, mit welch großer Macht sie wirken. Das Dunkel hat keinen Platz, wo das Licht ist. Es ist ihm nicht möglich, das Reich des Lichts zu betreten. Licht kann man nicht übersehen. Auch wenn die Dunkelheit zwischen den Sternen erdrückend scheint, so gilt unsere Bewunderung doch ihrem majestätischen Glanz.
Die Autos eilen weiter. Ihre Lichter stechen heraus. Aber eigentlich, so denke ich, sind sie nur kurz zu sehen. Was bewirkt dieses Aufflackern? Hat es ausreichend Kraft, um die Welt mit Zuversicht zu erhellen? Für meine menschliche Kurzsicht haben die Lichter das nicht. Doch wie unglaublich ist ihre Wirkung in der Langzeitbetrachtung! Die Fotografie einer befahrenen Straße verwandelt sich plötzlich, die Lichter ziehen leuchtende Spuren und erschaffen ein strahlendes Gemälde. Diese Art der Fotografie nennt sich Lichtzeichnen. Und ich begreife: Gott ist ein Lichtspurenzeichner. In eine gefallene, zerbrochene Welt malt er Licht hinein. Mit glanzvollen Farben zeichnet er Schönheit, Freude, Hoffnung, Vergebung und Gnade. Ich möchte meinen Blick bewusst auf diese Spuren des Lichts richten, weg von der Finsternis, die mich mit Verzweiflung erfüllen will, und hin zu der unermesslichen Liebe Gottes zu uns.
„Herr, du machst die Finsternis um mich hell, du gibst mir strahlendes Licht.“
Psalm 18,29 (Hfa)
