Über die Liebe und die Kraft des Glaubens

Titus Müller steht für gründlich recherchierte historische Romane. Und für erfolgreiche obendrein. Nun hat er erstmals eine zeitgenössische Erzählung geschrieben. Darin geht es um zwei ziemlich verschiedene Menschen und ihr Ringen um Liebe, Glaube und den Sinn des Lebens.

Bisher hast du ausschließlich historische Romane geschrieben. War für dich der Sprung von der Vergangenheit in unsere Zeit schwierig?

Es war ein Vergnügen, aus dem eigenen Erleben zu schöpfen. Wobei, recherchiert habe ich auch, ich bin sogar auf den Olymp gestiegen und habe die kleine Kapelle in knapp 2.700 Metern Höhe besucht, von der die Geschichte erzählt.

Was hat dich dazu bewegt, das Thema „Glaube trifft auf Zweifel“ aufzugreifen?

Der Auslöser waren meine eigenen Zweifel an dem Glauben, mit dem ich aufgewachsen bin. So entstehen die besten Geschichten: Wenn der Autor Fragen hat und sie zusammen mit den Figuren zu beantworten versucht. 

Gab es einen besonderen Moment für dich beim Schreiben der Erzählung? 

„Passen die zwei zusammen?“, habe ich mich gefragt. „Oder sind sie zu verschieden?“ Ich habe sie beobachtet, habe ihr Ringen mitverfolgt, und es hat mich berührt, wie sie sich umeinander bemühen, wie sie für ihre Liebe kämpfen. 

Es gibt einige Stellen im Buch, die nachdenklich machen. „Und selbst wenn wir beten, sind wir meist gar nicht wirklich an Gott interessiert. Wir wollen nicht wissen, was er denkt. Wir lauschen nicht. Die Gebete sind immer gleich: Lass die Prüfung gelingen, gib mir eine Beförderung, gib mir Geld, beschütze mich, unterstütze mich. Das nennen wir Glauben.“ Hat unser christlicher Glaube Schlagseite bekommen? 

Christ zu sein sollte sich nicht darum drehen, Vorteile für sich herauszuschlagen. Mag sein, dass ein Gott-mach-mich-glücklich-Glaube an unserem hochprivilegierten Ort auf dem Planeten eine Weile funktioniert, oder zumindest den Anschein erweckt, nach unseren Wünschen zu funktionieren. Aber Gottes Geschichte mit uns Menschen muss einen weiteren Horizont haben. Ich möchte mich einem Glauben stellen, der auch mit Leid und unbeantworteten Fragen auskommt. 

Es geht im Buch ums Verlieben, Suchen und Finden, aber auch um die Schönheit des Glaubens. Glaube und Schönheit, wie passt das zusammen?

Anfangs regt Lenjas Glaube Stefan auf. Dann erkennt er, dass ihr Glaube sie schön macht. Ich bin überzeugt, dass das auf viele Menschen zutrifft: Ihr Glaube macht sie schön. 

Was wünschst du dir für deine Leser und für das bevorstehende Weihnachtsfest?

Den Mut, sich den eigenen Fragen zu stellen. Und weihnachtlichen Frieden damit, noch nicht alle Antworten gefunden zu haben. Der Verfasser der Apostelgeschichte nennt das Christsein „den Weg“. Das empfinde ich als ein schönes Bild für den Glauben.

Vielen Dank für das Gespräch!
© 2023 Gerth Medien

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Titus Müller

Deine Spuren im Schnee

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